HiFi-Voodoo: Stöpsel für’s Ohrenglück

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Auf die Gefahr hin, jetzt als Audio Exklusiv Magazin abgestempelt zu werden, greife ich heute zum dritten (und vorerst letzten) Mal in den Karton, der vor vier Wochen an meiner Haustür landete. Denn neben Strom-Filter, Netzkabel und c.D.c.-Entkopplung gab es noch ein kleines Kästchen, das nicht unerwähnt bleiben soll. Darin befand sich kleinteiliges HiFi-Voodoo. Oder doch nicht?

Balsa-Hölzchen Plus

„Mit Balsa-Hölzchen erhalten Sie einen ähnlichen Effekt, nur nicht so deutlich.“ Das ist ein Wort. Ob Andreas Schönberg, Chef von Audio Exklusiv, damit recht hat, kann ich mangels Balsa-Hölzchen leider nicht nachprüfen. Was die vier Silentplugs RCA ausrichten können, dagegen schon.

Geliefert wird das Quartett in einer charmanten Schachtel in Audio Exklusiv Design. Auf Schaumstoff gebettet, kullern sie nach dem Öffnen des Deckels munter hin und her, fast als wollten sie sagen: „Lass uns raus und probier uns aus!“

Wertig verpackt: Die Silentplugs kommen in einer aufwändig gearbeiteten Schachtel.

Wertig verpackt: Die Silentplugs kommen in einer aufwändig gearbeiteten Schachtel.

Begutachtung

Vor dem Testen kommt aber das Gucken: Was ist denn das nun genau? Die Balsa-Hölzchen Plus sind natürlich nicht aus Holz, aber Balsa-leicht sind sie schon. Die Inspektion fördert auch zu Tage: Es handelt es sich um je einen Kunststoff-Stift, der in einem Korpus aus einem anderen Kunststoff gebettet ist. Dieser wiederum besitzt sechs Metallelemente, die von außen um die Cinch-Buchse greifen.

„Die Klammern sind im Korpus ebenfalls mit jeweils einem Dämpf-Element verbunden, wie das, was aus dem Korpus ragt und in die Cinch-Buchse eingeführt wird“, ergänzt Andreas Schönberg. Ich glaube ihm das mal, denn bei einem Stückpreis von knapp 25 Euro schneide ich die Silentplugs gewiss nicht auf.

Stöpsel für Ohrenglück

Die Silentplugs RCA sind also im Grunde genommen Kappen für die Cinch-Buchsen. Wobei sie sich von anderen Angeboten im Markt durch zweierlei unterscheiden:

  1. Sie fokussieren primär auf mechanische Interferenzen und weniger auf elektromagnetische Einflüsterungen.
  2. Sie sind deshalb größer als die üblichen Kappen und haben eben diesen weißen Mittel-Stift, analog zu einem Cinch-Stecker.

Cinch-Buchsen-Gezappel

Auffällig ist, dass die Stifte, die aus dem Korpus staken, weich gelagert sind. Das scheint die mechanische Dämpfung als Aufgabe zu bestätigen. Nur: Was bitteschön rappelt und klappert an einer Cinch-Buchse derart dramatisch, das es klangverbessernd gedämpft werden müsste?

Es sind die federnden Kontakte, lautet die Antwort aus dem Hause Audio Exklusiv. – Aha. Die dürren Metallstifte. Die sollen durch Boxen in zig Metern Entfernung also derart in Wallung geraten, dass sie das Klangbild malträtieren. Entweder bin ich im unbekannten Land der Mikrophysik gelandet oder im Eldorado des Klangvoodoos. Hören wir also mal rein:

Auswahl-Frage

Alles leer: Das ist die Ausgangs-Situation am Verstärker

Alles leer: Das ist die Ausgangs-Situation am Verstärker

Zwei potenzielle Opfer gibt es, um die Blindstopfen für Cinch-Ausgänge zu applizieren: Den DAC, der noch drei Cinch-Buchsen offen hat, und der Verstärker mit 14 unbeschäftigten Buchsen. Da das Zappel-Potenzial am Verstärker damit signifikant größer ist, darf er als erster herhalten. Der Plan:

  • Einen Silentplug aufstecken
  • Ergebnis analysieren
  • Zweiten Silentplug aufstecken
  • Ergebnis analysieren
  • Dritten Silentplug aufstecken
  • Ergebnis analysieren
  • Vierten Silentplug aufstecken
  • Ergebnis analysieren

Aufgesteckt

Nummer 1 kommt direkt neben die aktuell belegten Buchsen

Nummer 1 kommt direkt neben die aktuell belegten Buchsen

Los geht’s mit Stecker #1. Er kommt an eine Eingangs-Buchse des Verstärkers in unmittelbarer Nähe zu dem einzigen belegten Eingang, in dem der DAC Anschluss findet. Das Ergebnis? Nichts. Für die ersten paar Sekunden. Danach wirkt das Klangbild etwas feiner gezeichnet. In Echt? Also raus mit dem Plug und nachgehört. Eindeutig eine Spur schroffer! Das ist frech von den Federgedingsen in den Cinch-Buchsen.

Als nächstes ein Doppelpack: Den ersten dorthin, wo er schon mal war, und den zweiten zwei Buchsen weiter aufgesteckt. Ergebnis? Mehr Feinzeichnung. Keine überragend revolutionäre Umkrempelung des Klangbildes, aber eindeutig sauberer in der Darstellung.

Nummer zwei folgt mit einer leeren Cinch-Buchse Abstand

Nummer zwei folgt mit einer leeren Cinch-Buchse Abstand

Also Plug #3 angeplugged. Der Summen-Effekt ist hörbar: Es ist, als würden die Klänge vorm Verlassen des Lautsprechers noch einmal in Reih und Glied gebracht, damit sie sortiert und ortbarer in den Raum stürmen.

Nummer drei findet auf der gegenüberliegenden Seite Platz

Nummer drei findet auf der gegenüberliegenden Seite Platz

Fallende Drama-Kurve

Eins haben wir noch: Also her mit dem verbliebenen Multifunktions-Kunststoffkäppchen und noch eine freie Cinch-Buchse bedeckt. Welche Überraschung! Ein leichter Zugewinn! Haben natürlich alle geahnt, also keine Überraschung. Der Effekt der Plugs ist eher Klang-Evolution als Revolution, aber fraglos erstaunlich. Er tritt mit jedem Plug klarer zu Tage, wobei sich die Drama-Kurve mit jedem neuen Plug auch ein bisschen abflacht.

Beim Verhältnis 17 zu 4 am Amp ist allerdings noch viel abzuflachen, so dass sich eine andere Frage stellt: Wo wäre mit einem Silentplug eine bessere Aufwand/Effekt-Ratio zu erwarten? Das ist schnell beantwortet: Beim DAC. Der kann bisher vollkommen unbehelligt seiner Rechenarbeit nachkommen, hat neben den drei Cinch-Buchsen aber auch zwei RCA-Stecker und einen USB-Port an Bord. Das schreit doch danach, mal einen RCA-Plug umzuwidmen.

Die Mischung macht’s

Gesagt, getan. Der vierte Plug geht auf Wanderschaft und findet seine neue Heimat an dem mittleren der drei Cinch-Buchsen des DAC. Der Effekt ist wiederum eindeutig zu hören: Die oben beschriebenen Effekte, das Plus an Differnziertheit und Transparenz, der verfeinerte Klang, all das ist zu hören, und die Auswirkung ist größer, als bei dem vorangegangenen Versuch, den Plug als Nummer 4 am Verstärker unterzubringen.

Plug 4 am DAC: Geteiltes Glück ist doppeltes Glück.

Plug 4 am DAC: Geteiltes Glück ist doppeltes Glück.

Das lässt den Schluss zu, dass es auf die Mischung ankommt. Ähnlich wie bei der Stromversorgung scheint sich auch hier bezahlt zu machen, jedes beteiligte Glied der Kette von einem Bonus profitieren zu lassen. In diesem Fall durch den Split der Silentplug-Quartetts.

Fazit

Die Audio Exklusiv Silentplugs RCA sind eine clevere Idee, um mit relativ wenig Geld der eigenen Kette ein Plus an Transparenz und Musikalität zu bieten. Selbst wenn nicht alle potenziellen Cinch- und sonstigen Buchsen versorgt werden, ist mit einem 4-er Pack schon einiges zu erreichen.

Klassik wird insbesondere bei dichten Orchesterstrukturen besser durchhörbar, die Ortung einzelner Instrumente wird leichter, das allerdings nur in kleineren Formationen. Stimmen gewinnen Feinheit, ohne an Definition einzubüßen, und wirken natürlicher. Akustische Darbietungen gewinnen in gleicher Weise an Natürlichkeit hinzu. Wie überhaupt der Gesamtklang verfeinert wird, und das über alle Genre hinweg.

Rückbau

Da die Ohren sich ja allerhand vorgaukeln lassen und sich bereitwillig jeder Änderung optimistisch ergeben, ist es Zeit für den Rückbau: Alle Silentplugs entfernen und auf „Play“ drücken. Das Ergebnis?

Die Musik klingt zwar weiterhin gut, aber im direkten Vergleich kantiger und harscher. Das bestätigt auch der obligatorische Blindtest mit einem Freiwilligen. Dessen Kommentar: „Fummel da nicht rum, das klingt ganz ruppig.“ Das war zwar übertrieben, aber die Plugs kam zur Beruhigung des assistierenden Gemüts gleich wieder zurück.




Produktdaten

Hersteller: Audio Exklusiv
Modell: Silentplug RCA
Typ: Dämpfer und Abschirmer für Cinch-Buchsen
Besonderheit: Speziell entwickeltes Dämpufungsmaterial
Maße: 3,5 cm Länge inkl. Stift, 1,3 cm ø
Preis/2 St. – 59 Euro
Preis/4 St. – 99 Euro
Hersteller-Website: www.audio-exklusiv.de



Abbildungen: HighResMac

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