HiFi-Voodoo: Lautsprecher-Boxen entkoppeln

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Wenn die Box dröhnt, ist der Fußboden schuld. So die Theorie. Um das Dröhnen abzustellen, muss die Box daher den direkten Kontakt zum Boden vermeiden, also entkoppelt werden. Die Wege hierzu sind mannigfaltig und reichen vom zerschnittenen Tennisball bis zu höhenverstellbaren Spikes. Wir haben uns im Markt umgeschaut und einige Angebote ausprobiert.

Das Testfeld

Insgesamt standen uns sieben verschiedene Optionen zu Wahl: Spikes mit unterschiedlichen Unterlegscheibe (gebohrt und geschlossen), Gerätefüße, Silikon-Dämpfer, Gummipuffer und andere Gummipuffer. Die Anbieter sind Dynavox, in-akustik und Oehlbach. Im Einzelnen kamen uns unter die Lautsprecher:

  • Dynavox Aluminium-Füße für HiFi-Geräte
  • Dynavox Sub-Watt Absorber
  • in-akustik Exzellenz Gel Absorber
  • in-akustik Spike Pic-40 mit Protection Plate-40
  • Oehlbach Puck One For All
  • Oehlbach Shock Absorber
  • Oehlbach Spikes S2000

Die Lautsprecher

Als Lautsprecher kamen das aktuelle Testpaar, zwei Hans Deutsch HD 311 Retro, zum Einsatz. Das ist insofern charmant, weil Hans Deutsch Lautsprechern nachgesagt wird, dass sie gerne mal zu viel Bass ausstreuen (was übrigens ziemlicher Quatsch ist).

Die rund 1 Meter hohen Standlautsprecher wiegen 21,5 Kilogramm das Stück, womit sie pro Entkopplungs-Element exakt 5,375 Kilogramm Druck auf den Boden ausüben werden. Allerdings haben sie wegen ihrer speziellen Bauweise mit Hornresonator keinen expliziten Tieftöner an Bord, der mit seinem Durchmesser, einem opulenten Magneten und seiner schwingenden Masse zusätzliche Unruhe stiften könnte. Möglich also, dass die Effekte der Entkoppler nicht so massiv ausfallen, wie das bei ausgemachten Bass-Boliden oder bautechnischen Schwergewichten der Fall wäre.

Die Playlist

Bässe braucht’s, wenn’s ums Entkoppeln geht. Nichts leichter als das. Die Playlist für den Bass-Beruhigungs-Test umfasst Stücke aus den Bereichen Klassik, Chor mit Orgel, Jazz und Rock.

Besonderen Wert haben wir bei der Auswahl auf Anteile mit tiefem Bass oder dichten Bass-Strukturen gelegt, ebenso darauf, Stimmen, akustische und elektronische Instrumente zu berücksichtigen und eine gewissen Komplexität im Klangbild zu haben, damit die Frage der Differenzierung beantwortet werden kann.

Die Playlist umfasst die folgenden sechs Stücke, zur besseren Transparenz angegeben mit Interpret, Titel, Album und Auflösung:

Interpret Titel Album Auflösung
Michel Portal Domimonk Minneapolis 44.1/16 AIFF
Herbert von Karajan & Berliner Philharmoniker Mars – the Bringer of War Gustav Holst: The Planets 44.1/16 AIFF
Uranienborg Vokalensemble & Inger-Lise Ulsrud & Elisabeth Holte Jerusalem Jerusalem Himmelrand Holistic Mix 176.4/24 FLAC
Gregory Porter Musical Genocide Liquid Spirit 96/24 FLAC
Dire Straits Iron Hand On Every Street 44.1/16 FLAC
Stone Sour Black John House Of Gold And Bones Pt. II 192/24 FLAC

Der Audioplayer ist Audirvana Plus 2 unter Mac OS X 10.10.5, er versorgt per Aqvox USB-Kabel einen Cambridge Audio DAC Magic Plus. Dieser ist an einen Yamaha A-S1000 angeschlossen, der die Hans Deutsch HD 311 Retro Boxen über Straight-Wire Lautsprecherkabel beliefert.

Das Testverfahren

Die Playlist wurde unter Umgehung der Vorstufen und ihrer Klangregelung abgespielt und der Höreindruck notiert. Um jedem Entkoppler einen neutralen Start zu verschaffen, wurden nach jedem Durchgang die Boxen wieder direkt auf den Boden gestellt und die Playlist erneut durchgespielt. Erst danach folgte der nächste Test-Kandidat und konnte zeigen, wie er den Klang verändert.

Höreindruck im Vollkontakt

Die Boxen sind für den Test auf dem Worst-Case, einem schwimmend verlegten Parkett, abgestellt. Hier liefern die Boxen in neutraler Einstellung des Verstärkers einen aufgeräumt wirkenden Höreindruck mit klar definierter Bühne, sauberer Staffelung, ausgewogenem Klangbild und natürlicher Klangwirkung. Die Musik ist im Raum platziert und oft zum Greifen nah. Das liegt natürlich auch an der sehr neutralen Kette inklusive Aqvox-Kabeln, und die HD-typisch eher trockene Basswiedergabe ist auch bei dichten Passagen recht klar definiert. Wobei der Tiefbass von Iron Hand eine Spur schwammig klingt und auch das Bassdrum-Stakkato von Black John manchmal leicht verwaschen wirkt.

Füße und Dämpfer

Gummi oder Gel – dieses Quartett bietet genug Auswahl für ein Urteil

Gummi oder Gel – dieses Quartett bietet genug Auswahl für ein Urteil

Die erste Gruppe, die zum Test antreten darf, sind die Füße und Entkoppler, die mit Gummi oder Silikon-Gelkissen als Dämpungsmaterial ausgestattet sind – zu sehen oben auf dem Bild. Es sind von links nach rechts der Ohelbach Puck One For all, der in-akustik Exzellenz Gel Absorber, der Dynavox Aluminum Fuß für HiFi-Geräte und der Oehlbch Shock Absorber. Getestet wird allerdings in alphabetischer Reihenfolge, so dass den Auftakt Dynavox machen darf:

Dynavox Aluminium-Füße

Ordentlich groß, solide und sauber verarbeitet – die Aluminium-Füße von Dynavox machen einen guten Eindruck. Ihr Korpus ist oben und unten mit Gummieinlagen ausgestattet, die einen rund 3 mm breiten Ring bilden und damit federn können. Allerdings ist der Federweg nicht sehr ausgeprägt, so dass eine eher verhaltene Entkopplung zu erwarten ist.

Die Aluminium-Füße lassen sich ganz leicht unter den Boxen platzieren und geben diesen allein wegen ihres Durchmessers von 5 cm einen grundsoliden Stand. Da wackelt nichts, selbst wenn die Boxen etwas forcierter angestubst werden.

Auch akustisch ist das Ergebnis grundsolide: Etwas klarere Basswiedergabe geht durchaus. Domimonk kommt wuchtig, aber etwas sauberer. Black John’s Double-Bassdrum ist im Punch leichter auszumachen. Und der Tiefbass in Minute 1:59 von Iron Hand vibriert etwas ästhetischer. Mars stürmt indes weiterhin bassfett und -dicht in den Raum und könnte noch ein paar Aufräumarbeiten gebrauchen.

Offenbar lassen die Dynavox Aluminium-Füße den Boden ein bisschen mitspielen. Das vermittelt auch der warme Grundcharakter der Darbietung. Tatsächlich sind im Umfeld der Lautsprecher noch leichte Vibrationen im Boden zu fühlen, so dass eine vollständige Entkoppelung nicht statt findet. Klang-ästhetisch ist das aber nicht zwingend ein Verlust. Auch ein Piano oder ein Schlagzeug im Original sind ja nicht von dem Boden zu trennen, auf dem sie werkeln, so dass diese Variante der Teilisolation durchaus Authentizität schaffen kann. Und bei Rock und anderen grundsoliden Beiträgen liefern sie auf alle Fälle ordentlichen und konturierten Wumms.

in-akustik Exzellenz Gel Absorber

Bereits im vergangenen Oktober haben wir ihre Kollegen, die Referenz High-Tech Gel Absorber, getestet, so dass in diesem Fall und auch wegen der Maximalgewichte der beiden Boxen die einfacheren in-akustik Exzellenz Gel Absorber mit ins Testfeld dürfen. Wobei einfach natürlich auf hohem Niveau zu verstehen ist, denn in-akustik hat sich auch bei diesen Absorbern viel Mühe gegeben: gedrehter Edelstahl und transparente Silikonkissen, die sich passgenau in die vorgesehenen Öffnungen einfügen, sprechen für sich.

Die Gel Absorber lassen sich leicht unter die Boxen schieben, wobei im Test die Gel-Fläche nach oben weist. Sie ließen sich auch anders herum verwenden, aber das leicht strukturierte Parkett würde hierbei vermutlich den Dämpfeffekt in Teilen aufheben.

Das Bassgefüge von Domimonk wirkt auch bei den Gel Absorbern sauber, transparent und warm. Die Karajan-Aufnahme bilden die HD 311 Retro auf Silikon-Gel gebettet sehr durchsichtig und vielschichtig ab, wirken aber bei den von Streichern dominierten Passagen etwas scharf. Chor und Orgel der 2L-Aufnahme klingen dagegen aus einem Guss, ausgewogen in den Frequenzen und identifizierbar bis in die Tiefen. Insbesondere die tiefen Bass-Pfeifen sind besonders gut wahrnehmbar.

Gregory Porter präsentiert sich aufgeräumt und ordentlich mit leichtem Hang zu Höhen. Dire Straits wirken gleichfalls etwas höhenlastig, im Ganzen aber trotzdem sauber in der Darstellung bis hin zum Tiefbass in Minute 1:59. Stone Sour erhalten mehr Kick in der Doppelbass, der Gesamtklang wirkt etwas schärfer als in Bodenlage und auch gegenüber Puck, Alufuss und noppigem Shock Absorber.

Oehlbach Puck One For All

Auf Fotos scheinen sie immer so groß wie halbe Tennisbälle zu sein. In der Wirklichkeit sind sie winzig: Die Oehlbach Puck For All Dämpfer haben gerade mal einen Durchmesser von 2,2 Zentimetern. Sie sind aus festerem Gummi gefertigt und haben auf ihre flachen Seite ein Klebepad nebst Schutzfolie. Die haben wir belassen, da die Pucks schon allein durch das Gewicht der Boxen ausreichend fixiert waren.

Mit den Pucks wird der Klang gleichfalls etwas freier, verliert aber weniger Wärme als mit den Oehlbach Shock Absorbern, die gleich noch folgen. Der Grund dürfte sein, dass das Gummi der Pucks fester ist und sie breiter und dazu auf einer zentralen Fläche aufliegen.

Domimonk kommt mit weniger Punch, aber klarer Struktur. Mars eilt energisch voran, wobei auch die Bass-Streicher und Percussionisten mit ihren Pauken innerhalb des dichten Klanggefüges sehr definiert sind. Interessant ist, dass einiges an Nebengeräuschen der Aufnahme leichter zu hören ist.

Jerusalem, Jerusalem schallt fülliger aus den Boxen, besonders die tiefen Orgel-Bässe sind etwas präsenter als bei den Shock Absorbern. Das gilt auch für den Kontrabass bei Musical Genocide, wobei auch Sänger Porter selbst wärmer klingt und realistischer wirkt. Der Tiefbass bei Minute 1:59 von Iron Hand sinkt spürbar in Abgründe und Black John prügelt die Bassdrum ergreifend im Doppelschlag. Die Pucks überraschen damit durch eine Mischung von transparenterem Klangbild bei geringem Wärmeverlust. Das klingt nach gutem Kompromiss.

Oehlbach Shock Absorber

Vermutlich werden die meisten, die sie das erste Mal sehen, breit grinsen: Die Oehlbach Shock Absorber sehen mit ihren je 31 Gummipyramiden pro Seite eher wie ein Kinderspielzeug denn wie ein ernsthaftes HiFi-Zubehör aus. Das sind sie aber trotzdem, und wie so oft gilt auch hier, dass es auf die inneren Werte ankommt. Die sind Flexibilität, Fläche und schonender Umgang mit den kontaktierten Oberflächen. Dazu schaffen sie Raum zwischen Box und Boden und lassen sich flach und breit wie sie sind sehr leicht unter die Lautgeber schieben. Zwar stehen diese nicht annähernd so fest wie mit den Dynavox Aluminium Füßen, in der Gefahr umzufallen sind die Boxen aber trotzdem nicht.

Klanglich liefern die Shock Absorber ein anderes Bild: Die Bassdrum von Domimonk ist wesentlich knackiger, die Musik wird insgesamt direkter. Der Klang ist neutraler und etwas härter. Die Streicher bei Mars liefern Attack, das Gesamtbild der Aufnahme ist sehr ausdifferenziert. Noch deutlicher wird das bei Jerusalem, Jerusalem: Der Chor klar und personifizierbar, die Orgel präzise und munter bis in die unteren Lagen. Gegory Porter singt sehr sauber und die Basssaiten des Pianos im Hintergrund klingen messbar sauber. Insgesamt wirkt der Klang mit den Shock Absorbern fast schon etwas kühl-akademisch, in jedem Fall aber wesentlich klarer als bei Musik im Vollkontakt.

Spikes

Drei mal angespitzt – der mittlere Spike von in-akustik zusammen mit seiner Justier-Hilfe für die Höheneinstellung, Dynavox (links) und Oehlbach (rechts) mit ihren Unterlegscheiben aus dem Lieferumfang

Drei mal angespitzt – der mittlere Spike von in-akustik zusammen mit seiner Justier-Hilfe für die Höheneinstellung, Dynavox (links) und Oehlbach (rechts) mit ihren Unterlegscheiben aus dem Lieferumfang

Die Alternative zu Gummi und Gel ist handfestes Metall. Angespitzt und auf den Kopf gestellt nennt sich das Akustik-Wunder Spikes – auf dem Bild oben von Links nach rechts ein Dynavox Sub-Watt-Absorber, ein in-akustik Spike Pic-40 und ein Oehlbach Spike S2000.

Spikes sind nadelspitz und hart und sollten im Interesse des Fußbodens möglichst auf passende Unterlegscheiben gebettet werden. Diese gehören bei zwei der drei Testkandidaten zum Lieferumfang: Bei Dynavox und Oehlbach liegen sie den Spikes gleich bei. Für den Test schickte auch in-akustik die passenden Unterlegscheiben zu seinen Spikes, so dass Waffengleichheit herrscht. In der bösen Wirklichkeit kosten die schwarzen Zusatz-Scheiben knapp 50 Euro oben drauf.

In einem Punkt unterscheiden sich die Scheiben: Dynavox und in-akustik haben kleine Löcher in der Mitte, um den Spikes besseren Halt zu geben. Oehlbach hat eine Vertiefung, die Spitze setzt dagegen auf Vollmetall auf. Und auch die Spikes unterscheiden sich in einem wichtigen Punkt: Dynavox und in-akustik sind höhenverstellbar, Oehlbach dagegen nicht.

Wie sich die Spikes im Höralltag als Akustikhelfer machen, sollen die folgenden Versuche klären:

Dynavox Sub-Watt-Absorber

Dynavox rangiert mit seinen Sub Watt Absorbern genannten Spikes im unteren Preissegment. Das sagt aber nichts über die Qualität der Spikes aus: Sie sind aus Metall, massiv, messingfarben und nadelspitz. Dazu sind sie um 3 mm höhenverstellbar und können Unebenheiten im Boden ausgleichen – das bietet nicht jeder Spike im Testfeld.

Ebenfalls nicht jeder Spike hat serienmäßig Unterlegscheiben dabei. Die Dynavox-Scheiben weisen eine kleine Bohrung zur Aufnahme der Spitze auf. Physiker werden nun mokieren, dass hierdurch ja gar nicht die Spitze aufliegt, sondern ein kleiner Ring und damit die Fläche vergrößert wird, wodurch Resonanzen leichter übertragen werden können. Das mag in der Theorie so sein, in der Praxis und gerade bei den mit 15 mm Durchmesser eher kleinen Scheiben ist der Effekt aber nicht hörbar.

Auch an Befestigung und Lackschutz denkt Dynavox bei seinen Sub Watt Absorbern: In ihrem Lieferumfang finden sich zusätzlich noch doppelseitige Klebepads und gleichfalls klebbare Moosgummi-Scheiben. Letztere haben wir für unseren Test auf die Spikes geklebt, um die Oberfläche der Boxen zu schonen. Dann kam der Teil mit aufgedrehter Lautstärke:

Hörbar ist, dass die Dynavox Sub-Watt-Absorber tatsächlich im Sub-Bereich wat absorbieren. Will sagen, das Klangbild wirkt mit den Dynavox Spikes untenrum klarer und aufgeräumter, die Darstellung der Bässe transparenter und frisch. Auch über einen Mangel an Wärme lässt sich nicht klagen, die Musik ist durchgängig authentisch und sauber, ohne klinisch oder steril zu wirken.

Nun neigt ein analog aufgenommener Karajan naturgemäß nicht zu Sterilität, überbetonte Höhen könnte dem trotzdem Vorschub leisten. So weit gehen die Sub-Watt Absorber aber nicht. Sie lassen die Box ruhig ihren Dienst tun, und die dankt es mit aufgeräumten Klang. Das bezeugt auch die muntere Dynamik von Domimonk mit ihrem verwobenen Spiel von Bass und Bassdrum. Alles fein soweit. Die Spikes könnten bleiben, wären da nicht noch zwei weitere zu testen.

in-akustik Spike Pic-40 mit Protection Plate-40

Die in-akustik Spike Pic-40 sind im 4-er Pack mit schwarzen oder weißen Spitzen erhältlich. Sie werden ohne Untersetzer geliefert, weshalb wird das in-akustik Protection Plate-40 zusätzlich angefragt haben und bekamen. Das schafft Chancengleichheit für in-akustik, denn die Spitzen-Halter von Dynavox und Oehlbach haben serienmäßig Platten dabei. Die 40 in den in-akustik Produktnamen bezieht sich auf die 40 mm Durchmesser von Spike-Oberseite und Plate-Unterseite. Damit bieten die Badener die größte Auflagefläche aller getesteten Spikes, was gerade bei hohem Gewicht der Boxen deren Material zu schonen hilft.

Die Spikes bieten wie die von Dynavox die Möglichkeit, ihre Höhe einzustellen. Mit ihrem Gewinde können die Spikes bis zu 5 mm ausgleichen – fast das Doppelte der Dynavox. Zusammen mit den Protection Plates kommen die in-akustik Spike Pic-40 somit auf ein Maximum von 3,8 cm über normal Null. Damit die Höhen-Justage auch klappt, wenn die Box schon auf den Spikes steht, haben deren Spitzen feine Bohrungen für eine kleine Metallstange, die in-akustik den Spikes beilegt. So lässt sich in jeder Lebenslage sicher und präzise feinjustieren – auf dem Foto oben am Spike links vorne zu sehen.

Spikes wie Bodenplatten sind serienmäßig mit rund 1 Millimeter dicken Klebepads bestückt. Dadurch liegen sie sowohl weich an der Box als auch weich am Boden an und schonen die jeweiligen Oberflächen. Die Boxen stehen auf den Spikes nebst Plates recht solide. Wer es noch sicherer möchte, kann die Klebepads der Spikes von ihrer Schutzfolie befreien und die Metallfüße direkt auf den Unterboden der Boxen kleben. Die Plates auf den Boden zu kleben scheint dagegen nicht so pfiffig, es sei denn, jemand möchte den Boxen-Stellplatz für die Ewigkeit markieren und nie wieder neue Lautsprecher mit anderen Maßen kaufen.

Die in-akustik Spikes Pic-40 ändern den Klang merklich. Schon bei Domimonk sind Attack der Bassdrum und Pickings des Basses wunderbar getrennt, die Transparenz nimmt hörbar zu. Die Bass-Streicher der Berliner Philharmoniker schaufeln ihre Subfrequenzen hörbar sauberer aus dem Hornresonator als bei Bodenlage. Der Jentekör sing auf breiter und perfekt gestaffelter Bühne mit warmem Orgelbass im Hintergrund, eben dort, wo er hingehört. Der Musical Genocyde erfolgt fein verständlich und absolut überzeugend. Iron Hand neckt als Privatkonzert von Dire Straits mit Tiefbass in der Bauchgegend. Und Black John reitet sein Trommelstakkato so druckvoll wie durchsichtig ins Ohr.

Das ist eine perfekte Summe: Solider Stand, verstellbare Höhe, sehr gute Verarbeitung und prima Klang – Hörerherz, was willst du mehr? Vielleicht goldene Farbe? Die gäbe es übrigens auch von in-akustik. Wobei wir ja auch noch die goldigen Oehlbachs haben.

Oehlbach Spikes S2000

Satt golden und satte 3 cm hoch heben die Oehlbach Spikes S2000 unsere Boxen ordentlich an – nicht ganz schlecht für die Ohren, die jetzt die Hochtöner auf gleichem Niveau wahrnehmen können. Und – es ist profan, aber nicht ganz unwichtig – lässt sich unter den Boxen noch etwas leichter der Staub einfangen, der sich auch im gepflegtesten Hörraum herumtreibt.

Oehlbach gibt sich mit seinem Zubehör viel Mühe. Auch die S2000 sind hervorragend verarbeite, frei von Graten und Kanten und dazu auf der Kontaktfläche zur Box so vollständig glatt poliert. Leider sind sie nicht höhenverstellbar und das führte zu einem kleinen Problem: Zwar stehen die HD 311 Retro mit ihren 21,5 Kilogramm recht solide auf den Oehlbach Spikes nebst ungebohrten Unterlegscheiben. Aber da der Boden nicht absolut eben ist, pendelt unter einer Box ein Spike hin und her – macht drei und ein bisschen Kontaktflächen.

Zum Teil liegt das an den originalen Unterlegscheiben mit 1,5 cm Durchmesser, die wir gegen die mit 2 cm Durchmesser etwas größeren Unterlegscheiben aus dem Zubehör getauscht haben. Die größere Auflagefläche gleicht schon ein bisschen aus. Trick 2 heißt Baumarkt und hier Regal für Schrank-Zubehör. Dort gibt es Kork- und Filzpads, die wie gemacht sind für die 2 cm große Flächen von Spike und Unterlegscheibe und mit ihrer Flexibilität endlich für die nötigen Kontaktschluss sorgen. Zu bedenken ist, dass Kork die größere Haftkraft hat, was für Solisten das Aufstellen erschwert, denn jede Neigung der Box kippt sich von den Spikes, statt sie auf diesen etwas rutschen zu lassen.

Nachdem diese Baustelle beseitigt ist, folgt der Hörtest. Das Ergebnis ist wenig überraschend: Klarheit, Offenheit, Sauberkeit verändern den Gesamtklang zum Guten. Während Bodenhaftung stabilen Stand gewährt, schaffen die Oehlbach Spikes stabile Performance auf hohem Niveau. Auch jetzt wuselt Domimonk munter und verständlich aus den Lautsprechern, Karajan treibt Mars, the Bringer of War energisch und verständlich zum Angriff, Orgel und Chor von Jerusalem, Jerusalem klingen warm und voll, mit viel Bühne und Raum bis zum Ohr, was wiederum den Holisic Mix zu kaufen rechtfertigt. Gregory Porter’s Timbre erfreut mit feinen Nuancen, und auch die Doppelbassdrum von Black John artikuliert sich klar.

Bei perfekt ebenem Boden oder mit kleinen Hilfsmitteln von nebenan sind die Oehlbach Spike S2000 somit ebenfalls eine gute Wahl, die zudem ausgesprochen wertig aussieht.

Kompakt-Übersicht

Hersteller Dynavox Dynavox in-akustik in-akustik Oehlbach Oehlbach Oehlbach
Produkt Aluminium Füße für HiFi Sub-Watt Absorber Exzellenz Gel Absorber Spike Pic-40 Puck One For All Shock Absorber Spikes S2000
Farbe Silber + Schwarz Messing Silber Schwarz Schwarz Schwarz Gold
Material Aluminium + Gummi Metall Edelstahl + Silikon-Gel Metall Gummi Gummi Metall
ø 50 mm 25 mm 45 mm 40 mm 20 mm 60 mm 22 mm
Höhe 20 mm 22-25 mm 5 mm 30-35 mm 10 mm 12 mm 30 mm
Montage Gummi-/ Klebpads Klebpads Klebpads Klebpads
max. Last 20 kg 40 kg
Stand fest sicher leicht federnd sicher federnd federnd sicher
Anmutung wertig solide hochwertig hochwertig filigran struppig wertig
Akustik warm bassbetont kräftig differenziert aufgeräumt warm differenziert leicht höhenlastig klar aufgeräumt ausgewogen klar differenziert leicht warm sauber differenziert akademisch differenziert ausgewogen klar
Liefer-Umfang Alu-Füße Spikes Platten Klebfilze Klebepads Gel-Absorber Klebfilze Klebepads Spikes Justier-Stange Puck Schock Absorber Spikes Platten Klebepads
ca. Preis für 8 St. € 35.70 € 25.90 € 128.00 € 99.80 € 10.90 € 15.90 € 57.98

Fazit

Grundsätzlich gilt für alle getesteten Produkte: Sie schaffen Distanz zum Boden und verhindern Vollkontakt der Boxen. Damit liefern Sie per se ein mehr oder minder besser aufgelöstes Klangbild. Spitzenreiter sind hierbei die Spikes. Sie sorgen für ein perfektes Abbild der Musik und lassen den Boxen mehr Raum zu schwingen. Gerade Musiker wie die Hans Deutsch HD 311 Retro wissen das zu schätzen und belohnen die Hebewirkung mit schönerer Darbietung.

Bauphysikalisch fiel positiv auf, dass bei aufgeständerten Boxen die Bässe nicht so leicht durch das Gebäude wandern, was zu mehr Frieden mit dem Umfeld führt – besonders, wenn die Dezibel mal ansteigen. Damit lohnt sich die Anschaffung eines der hier getesteten Produkte in jedem Fall. Es sei denn, das Herz des Hörers schlägt für Bässe zwischen fett und matschig und er hat eine Vorliebe für Konflikte mit Familie und Nachbarn.

Die günstigste Variante, der 8-er Pack Oehlbach Puck One For All, ist hierbei gar nicht die schlechteste Wahl, zumal wenn warmer Klang ein Muss ist. Allerdings sind sie, wie alle gummierten Lösungen, flexibel und liegen abhängig vom Gewicht der Boxen mit zunehmender Belastung entsprechend breiter auf dem Boden auf, womit sie schlechter entkoppeln.

Die Gummi-Frage gilt auch für die Oehlbach Shock Absorber, die zwar breit aufliegen, aber wegen ihrer Noppen trotzdem für reichlich Bewegung der Boxen sorgen, wenn man diese anstaubst. Natürlich fällt nichts um und der Klang ist aufgeräumt. Trotzdem ist solche ein Schwingerhalten vermutlich nicht jedermanns Sache.

Anders ist es mit den Dynavox Aluminium-Füßen. Ihr Metallkorpus ist naturgemäß steif und die Gummieinlagen sind ebenfalls recht fest, weshalb sie ein bisschen zur Durchreiche mutieren. Der Klang wirkte mit ihnen aber wärmer und war durchaus transparent, zudem bieten sie einen grundsoliden Aufenthalt für die Boxen.

Die in-akustik Exzellenz Gel Absorber zeigen sich gelassen auch bei höherem Gewicht, wobei die 21,5 kg der Hans Deutsch 311 Retro bereits 1,5 Kilogramm über der empfohlenen Maximalbelastung von 20 kg liegen. Das Bass-Bild ist mit den Silberfischchen hörbar aufgelöster und transparenter, der Diskant wirkt aber auch präsenter – manchmal auch ein bisschen zu sehr. Dazu hebt die Box kaum vom Boden ab, was manchen sicher freuen wird.

Wer den Boden als Mitspieler konsequent ausschließen möchte greift allerdings zu Spikes. Hier ist es auf den ersten Blick egal, ob die günstigen Dynavox Sub Watt Absorber, die massiven in-akustik Spike Pic-40 oder die ästhetischen Oehlbach Spike S2000 zum Einsatz kommen. Wobei das so ganz natürlich nicht stimmt:

Wer Unebenheiten ausgleichen muss, sollte höhenverstellbaren Spikes wählen. Die Dynavox Sub Watt Absorber sind günstig und werden mit Scheiben und verschiedenen Klebepads geliefert. Die Scheiben sind allerdings mit 1,5 cm Durchmesser recht klein, dazu haben sie eine Bohrung, so dass sie nicht mit der Spitze, sondern mit einem Ring aufliegen. Einen negativer Effekt war bei diesem Testaufbau allerdings nicht hörbar.

Höhenverstellbar sind auch die in-akustik Spike Pic-40, ihre Unterlegscheiben Protection Plate-40 müssen allerdings separat bestellt werden. Beide sind mit 4 cm Durchmesser wunderbar groß, das Plante hat aber auch eine Bohrung. Puristen wird das eventuell abschrecken, nötig ist die Phobie aber nicht. Der Klang mit der Kombination Pic-40/Plate-40 war ebenfalls hervorragend.

Stört sich jemand an den Bohrungen in den Dynavox und in-akustik Scheiben, lohnt sich eventuell die Anschaffung der Oehlbach Unterlegscheiben für Spikes, die eine punktgenaue Auflage ermöglichen. Sie haben einen Durchmesser von 2 cm, sind sehr schön verarbeitet und in gold oder schwarz erhältlich.

Die Zubehör-Unterlegscheiben sind auch für die Oehlbach Spikes S2000 eine Idee, besonders bei empfindlichem Holzboden. Denn die U-Scheiben aus dem Lieferumfang üben mit 1,5 cm Durchmesser mehr Druck auf den Boden aus als die 2 mm großen Zubehör-Scheiben. Außerdem gleichen die größeren Boden-Ufos eventuelle Unebenheiten leichter aus, denn die Spikes selbst sind nicht höhenverstellbar. Dafür sehen die perfekt verarbeiteten Spike S2000 beeindruckend aus und wirken nicht zuletzt wegen ihres tief goldenen Farbtons sehr wertig. Klanglich sind sie ehedem eine gute Wahl.




Abbildungen: HRM, Hersteller

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